Makrozoobenthos der Elbe und andere Wassertiere der Nordsee

Im Austausch mit Wissenschaftler*innen des Alfred-Wegener-Instituts/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung sowie einheimischen Expert*innen in Lauenburg

Zeichnungen und Audioinstallationen in der Stadtgalerie Lauenburg und Flaggen im öffentlichen Raum

Für die Ausstellung und die Flaggen-Installation im öffentlichen Raum von Lauenburg hat Nicole Schuck den Lebensraum Elbe anhand von Beobachtungen, Recherchen, Field-Recordings und im Austausch mit Naturwissenschaftler*innen erforscht. Auf dieser Grundlage entstanden Zeichnungen, Wand- und Audioinstallationen, die den Fluss und seine vielfältigen Bewohner unter der Wasseroberfläche nach oben ins Bewusstsein der Besucher*innen rücken.

Die Aufmerksamkeit der Künstlerin galt dabei besonders dem Makrozoobenthos, eine an Gewässerböden lebende Organismengruppe, die alle wirbellosen Tiere umfasst, die mit dem bloßen Auge gerade noch erkennbar sind. Er kann anhand des Artenbestandes Auskunft über die ökologische Qualität von Fließgewässern geben. Zudem filtriert er das Wasser, verspeist organisches Material am Flussgrund und ist Nahrungsquelle für größere Tiere wie Fische.

18 Zeichnungen verschiedener Formate und Techniken, 2017–2023

Die detailreichen Zeichnungen von Nicole Schuck basieren unmittelbar auf Beobachtungen an und in der Elbe, auf Forschungsberichten und Imaginiertem zum Makrozoobenthos und seinem Ökosystem. Sind Schleimspuren von Schnecken oder trockene Häute, Wasseroberfläche oder Muschelschalen zu sehen? Geht das Eine aus dem Anderen hervor oder ist das Eine das Andere? Die gezeichneten Linien tasten die Strukturen ab und eröffnen einen eigenen künstlerischen Kosmos, der subjektive Blicke auf das Ökosystem Elbe ermöglicht.

Diese neusten Zeichnungen sind in der Ausstellung mit Zeichnungen aus dem Projekt „Geschätzte Meerestiere“ – zum Europäischen Hummer und der Europäischen Auster – kombiniert, die auf einem Forschungsaufenthalt am Alfred-Wegener-Institut/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) im Jahr 2017 auf der Nordseeinsel Helgoland basieren.

Audioinstallation, Holzsockel mit MP3-Player und Verstärker, 50 x 50 x 75 cm, Wasserbecken, Glas und Elbewasser, 50 x 50 x 20 cm, 2023
Audiolive-Performances mit der Elbe, 2 Angeln und 2 Hydrophone im Fluss, Fieldrekorder und Lautsprecher im Ausstellungsraum, 2023

In den Audioarbeiten „Die Elbe“ greift Nicole Schuck akustische Forschungsmethoden der Meeresbiolog*innen vom AWI auf und überführt sie in ein sinnliches Hörerlebnis. Wie bei allen Wasserkörpern, ist auch das Innenleben der Elbe einschließlich ihrer Akustik Menschen für gewöhnlich nicht zugänglich. Wie intensiv und langanhaltend beispielsweise die Lautstärke von Motorbooten unter Wasser zu hören ist, ist meistens nicht bekannt. Nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen stellt jedoch die akustische Gewässerverschmutzung für Fische und andere Wasserbewohner wie den Fischottern eine hohe Belastung dar, denn diese Tiere können in der Regel hervorragend hören.

Für die Performances der Elbe installiert Nicole Schuck zwei Angeln mit Hydrophonen in der Elbe, die die Geräusche aus dem Inneren des Flusses live in den Ausstellungsraum übertragen. Die Audioinstallation hingegen ist im Sockel des mit Elbwasser gefüllten Glasbeckens platziert und überträgt die Schwingungen der im Vorfeld aufgenommenen Töne auf den Holzsockel und das Wasser. Leises Schmatzen, Gurgeln und Blubbern bis hin zu lautem Surren und Klopfen lassen schmunzeln und zusammenzucken und regen die Phantasie zum Innenleben der Elbe an.

12 Hissflaggen, Digitaldruck auf Polyestergewebe, 250 x 100 cm; 13 Steckflaggen, 100 x 145 cm;
2 Banner, 320 x 165 cm und 445 x 185 cm, 2023 

Die Flaggen und Banner, bedruckt mit 13 Tierzeichnungen der Künstlerin aus dem Makrozoobenthos der Elbe sind im Stadtraum und am Künstlerhaus Lauenburg zu entdecken. Tiere wie die Malermuschel, der Borstenwurm oder die Zuckmücke wehen vor den Häuserfassaden der Lauenburger*innen im Wind und verweisen auf das Zusammenleben der vielfältigen Spezien an und in der Elbe. Die Flaggen und Banner sind Tag und Nacht den klimatischen Verhältnissen ausgesetzt, die sich in den Stoff einschreiben.

Schnitt und technische Bearbeitung der Audioarbeit: Mark Matthes
Technische Unterstützung/Beratung Hydrophone: Philipp Fischer, Alfred-Wegener-Institut/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Fotos Zeichnungen: Beat Brogle
Fotos Raum: Beat Brogle, Dirk Eisermann u. Nicole Schuck


Im Rahmen der Ausstellung finden folgende Veranstaltungen statt:

1. September 2023
18:00 Uhr – Führung durch die Ausstellung mit Nicole Schuck
19:00 Uhr – Kunst- und Wissenschaftsdialog zu bild- und tongebenden Verfahren der Gewässererkundung mit: Nicole Schuck, Künstlerin
Prof. Dr. Philipp Fischer, Leiter wissenschaftliches Tauchzentrum am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI)
Dr. Hajo Krasemann, Helmholtz-Zentrum Hereon, Optische Ozeanographie und
Marita Landgraf, Künstlerische Leitung Stadtgalerie und Künstlerhaus Lauenburg

2./3. September 2023
Workshop-Zeichnen mit Nicole Schuck
Samstag 10:00-17:00 Uhr und Sonntag 10:00-14:00 Uhr
Zu Wildtieren, Kohabitation und Ökosystemen, mit Anmeldung

9. September 2023
15:00 Uhr – Erzählspaziergang mit Nicole Schuck und Expert*innen
zur Mensch-Wildtier-Beziehung entlang der Elbe
Treffpunkt:
Stadtgalerie Künstlerhaus Lauenburg, Dauer ca. 2 Stunden

10. September 2023
15:00 Uhr – Finissage, die Künstlerin wird anwesend sein.

Künstlerhaus Lauenburg Infromationen zu diesem Projekt