Lebewesen im Bodensee, in der Nordsee und im Trinkwasser
Ausstellung Vierstimmig – Netzwerke Kunstmuseum Lände, Kressbronn / Bodensee, 2025
12 Zeichnungen, verschiedene Stifte und Formate auf Papier, 2025
1 Audioinstallation, Loop (88 Min.), Wasserbecken, 50 x 50 x 30 cm, Glas und Bodenseewasser; Sockel 50 x 50 x 70 cm, Holz, MP3-Player, Kopfhörer und Kabel, 2025
1 Wandelement, 210 x 222 cm, Hartfaserplatten, Holzgerüst, Wandfarbe; Schwemmholz vom Bodensee, ausgelegte Fläche 180 x 230 cm, 2025
Fahrradtouren, ca. 2 Stunden, geführt oder selbstständig, 2025
Die Mixed-Media-Installation „See- und Rohrnetzbewohner“ für das Kunstmuseum Lände beinhaltet detaillierte Zeichnungen von Lebewesen – wie sie im Bodensee, in der Nordsee und im Trinkwasser vorkommen können –, eine Audioinstallation mit Geräuschen aus dem Bodensee und ein Wandelement mit Bodensee-Schwemmholz. Die Installation wird erweitert mit einer Fahrradtouren entlang der Trinkwasserwege Kressbronns.
Mikrobielles und tierisches Leben in den drei benannten Gewässertypen geht Nicole Schuck mit künstlerischen Mitteln im Austausch mit Biolog:innen nach. Zentrale Fragen sind Eigen- und ästhetischer Wert sowie Kommunikation dieser Organismen, ihre Anpassung an Lebensräume, Klimakrise und Wasserökologie. Veränderungen der Wasserqualität, Temperatur oder Durchflussrate sowie akustische Belastungen stören das System und seine Bewohner massiv. Der Mensch ist eng mit dem Wasserkreislauf verbunden; der Bodensee sichert in weiten Teilen die Trinkwasserversorgung Kressbronns. In den Rohrnetzen leben potenziell Organismen, die im Bodensee beheimatet sind. Die Sensibilisierung für Wasserkreisläufe und -ökosysteme, deren Erforschung und Schutz, ist entscheidend für Biodiversität, nachhaltige Nutzung und das Überleben zahlreicher Lebewesen, auch der Menschen.
Die Zeichnungen basieren auf Beobachtungen, Forschungsberichten und Imagination. Ob Schleimspuren, Tierkörper- und häute, Wasserbewegungen, Muschelschalen, Plastikteilchen oder Mikroorganismen – was sichtbar ist, löst Fragen nach Natürlichem und Künstlichem aus. Die gezeichneten Linien tasten die Strukturen ab und eröffnen einen eigenen künstlerischen Kosmos, der subjektive Blicke auf die wasserbewohnenden Organismen und die gemeinsamen Ökosysteme ermöglicht.
In der Audioinstallation „vertiefen“ greift Nicole Schuck akustische Forschungsmethoden vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) auf und überführt sie in ein sinnliches Hörerlebnis. Mit Hydrophon und Aufnahmegerät wurden Geräusche im Bodensee aufgenommen und über Kopfhörer hörbar gemacht. Ein Glasbecken mit Bodenseewasser und Kopfhörer-Sockel laden in der Ausstellung zum Zuhören ein. Die Unterwasserakustik von Binnengewässern bleibt meist unzugänglich und unbekannt; Motorboot- und Schiffsgeräusche sind beispielsweise sehr laut, unangenehm und langanhaltend, ganz anders als natürliche Geräusche wie leises Schmatzen, Gurgeln und Blubbern, die die Fantasie anregen.
Die Fahrradtour „Rohrnetzströmung“ ist ein weiterer Bestandteil dieser Arbeit und führt entlang der Trinkwasserwege Kressbronns: vom Kunstmuseum Lände zur Entnahmestelle „Im Paradies“, über verschiedene Wasserspeicher weiter zu „Am Prozessgraben“ bis zum Trinkwasserbrunnen am Rathausplatz. Die Tour kann geführt oder selbstständig erlebt werden. Orientierung entlang der Strecke bieten dabei Aufkleber mit einem kurzen Text und markantem blauem Punkt.
Austausch mit: Hans Güde, Limnologie
Kuratorin und Fahradtouren: Gudrun Teumer-Schwaderer
Fotos Zeichnungen: Beat Brogle
Alle weiteren Fotos: Nicole Schuck