Ausstellung 13. Oktober 2022 – 22. Januar 2023
Kunstmuseum Bonn

Die Ausstellung „Max Ernst und die Natur als Erfindung“ untersuchte das Werk von Max Ernst als Entwurf einer alternativen Naturgeschichte im Kontext der Kunst seiner Zeit bis in die Gegenwart und hat Werke von 25 Künstler:innen einbezogen, die die Natur ebenfalls als das zugleich vertraute und fremde Andere entwerfen. (siehe https://www.kunstmuseum-bonn.de/de/ausstellungen/max-ernst/ )

Der Kurator der Ausstellung Volker Adolphs lud Nicole Schuck ein, ihre Zeichnungen „Ohne Titel (Sumpfohreule)“, „Weissenaufeld“ und „Tier 02“ in Bezug zu Aspekten des Werks von Max Ernst zu setzen. Der Künstler beschäftigte sich mit Naturwissenschaft, was sich besonders in seiner Histoire naturelle zeigt. Er übersetzte wissenschaftliche Erkenntnisse in eine surreale Naturgeschichte. Auch Nicole Schuck bezieht in ihren künstlerischen Arbeiten das Wissen von Expert*innen mit ein, das sie in die sinnliche Logik ihrer Zeichnungen transformiert.

„Ohne Titel (Sumpfohreule)“ ist Teil der Zeichnungsserie „Zeittiere und 185 Einwohner je km2“ und geht den Spuren von Wildtieren nach, die infolge von Umwelteinflüssen oder Lebensraumverlusten fast vollständig aus der Region (Tecklenburger Land) verschwunden sind, darunter: Uhu, Sumpfohreule, Rebhuhn, Feuersalamander, Fischotter und Moorfrosch.
In den fragmentierten Körper der Sumpfohreule ist die Topografie von Gravenhorst und Umgebung eingearbeitet. Straßen, Flüsse, Bebauung und Parks verbinden sich mit dem Gefieder des Tieres und verweisen unter anderem auf den gemeinsamen Lebensraum von Wildtieren und Menschen.
Die Zeichnung „Weißenaufeld“ zeigt den kurzen Augenblick, in dem ein Wildtier bei seinem Treiben im Dunkeln überrascht wird. Das Tier ist, bis auf seine Augen, in den dicht geschichteten Linien des spiegelnden Grafits kaum sichtbar; erst wenn die Betrachter*innen ihre Position vor der Zeichnung verändern und der Lichteinfall variiert, tritt das Tier in Erscheinung – und mit ihm der Überraschungsmoment, das Flüchtige dieser Momentaufnahme.

WDR Radiobeiträge zur Ausstellung:
WDR 3 Mosaik
WDR 5 Scala

 

Fotos Raum: David Ertl
Fotos Zeichnungen: Beat Brogle